Schnelllebiges Social Media
Es sind ein paar Wochen vergangen seit meinem letzten Blogbeitrag. Ich war seit Anfang November zudem noch für ein eigenes Fotoprojekt in Neuseeland. Ein Land das ich in mein Herz geschlossen habe, dies vor allem auch wegen der oft sehr ursprünglichen und wunderbaren Landschaften und deren Vielfältigkeit. Auf der Südinsel Neuseelands folgte ich während rund zwei Wochen meinem fotografischen Interesse. Die Zeit davor nutzte ich nebst Auftragsarbeiten und Organisation dieser eigentlich zeitlich eng gesteckten, aber eben doch auch weiten Reise ans andere Ende der Welt.
Der Grund für diesen Blogbeitrag ist aber nicht meine Reise oder neue Fotos wie man im Titel des Beitrags entnehmen kann. Wer dies also noch immer hofft, sollte nun lieber aufhören zu lesen;). Dieser Blog habe ich auch gemacht, um über verschiedene Dinge rund um die Fotografie zu berichten. Das Thema „Schnelllebiges Social Media“ aus der Sicht als Fotograf, möchte ich mit diesem Beitrag etwas genauer durchleuchten. Ich schreibe also hier aus Sicht eines Fotografen (kommerziell oder nicht kommerziell). Denn aus Sicht eines Unternehmens, ist dieses Thema anders zu betrachten.
Um es vorneweg zu nehmen, sind dies wirklich eigene und persönliche Gedanken. Die beruhen selbstverständlich in erster Form aus verschiedenen Erfahrungen – beruflich und privat – sowie auch Gespräche mit unterschiedlichen Personen und auch Fotografen. Ich will versuchen es sachlich zu interpretieren. Gibt es daraus weitere interessante Denkanstösse oder Anregungen, ist das auch für mich sehr spannend.
Schnell und Schnelllebigkeit
Es ist in unserer heutigen digitalen Fotografie für die allermeisten Fotografen (Hobbyfotograf und Berufsfotograf) normal, dass man sich und seine Fotos auch auf dem Instagram und Facebook oder andere präsentiert. Meist ist es ein Mittel um auf sich und seine Fotografien aufmerksam zu machen. Nebst diesen zwei am häufigsten gebräuchlichen Social Plattformen, gibt es noch unzählig andere Social (Fotografen)-Plattformen. Es ist auch ganz gut und schön, hat man soviele Möglichkeiten seine Fotos irgendwo einem breiteren Publikum zu präsentieren. Denn nie war es so einfach dies zu tun. Es geht sehr schnell, ist aber auch oft sehr schnelllebig – leider.
Gerade das Schnelllebige auch in dieser Social-Welt ist etwas was manch einen dazubringt, nach dem einen gezeigten Foto bald wieder ein neues Foto startbereit in der Pipeline zu haben. Denn das vorherige ist vermutlich bereits wider in der immensen Masse der täglich hochgeladenen Bilder vergessen. Wie nachhaltig und auch wertvoll kann denn so ein einzeln gezeigtes Foto am Ende des Tages sein? Die Antwort darauf muss jeder für sich selber geben.
Natürlich kann es sein, dass ein gezeigtes Foto durchaus mehr Nachhall erzeugt als andere. Nämlich dadurch dass es z. Bsp. in weiteren Seiten geteilt resp. gezeigt wird. Was man dafür erhällt..: mehr Likes, Kommentare und wenn es gut läuft weitere qualitative Followers, die wirklich an der Art Fotografie die man macht interessiert sind. Das geht ein paar Stunden, vielleicht ein Tag maximal, dann ist es meist vorbei und das Foto ist in der Masse verschwunden. Nebenbei lassen sich mit Likes und Kommentaren alleine keine Brötchen kaufen. Indirekte Ausnahmen gibt es natürlich. Dazu weiter unten.
Ob man all dies egal auf welcher Plattform nutzt, um auf sich aufmerksam zu machen, oder vielleicht sogar um sein Foto von anderen bewerten zu lassen, indem man Kommentare, oder einfache Likes erhält, spielt eigentlich keine Rolle. Gerne wird die Menge an Likes dann noch als Wert genommen, wie gut das Foto nun ist. Ob die Bewertung des Fotos durch Likes, Kommentare etc. nun wirklich zeigt ob das Foto gut ist, kann jeder selber entscheiden und das lasse ich bewusst auch hier so stehen.
Es gibt eine Komponente, für die diese Plattformen sehr wertvoll sein können. Das zeigen auch meine persönlichen Erfahrungen. Man kommt mit anderen Gleichgesinnten in Kontakt, tauscht sich auch mal aus und im besten Fall entstehen neue Freundschaften. Das erachte ich als sehr wertvoll und ist genau das wofür das Wort „Social“ steht. Weiter sieht man ebenso andere Arbeiten anderer Fotografen und kann sich auch inspirieren lassen. Das fördert letztendlich auch den eigenen Lernprozess.
Die Grenze der Auflösung
Ich stellte mir des öfteren die Frage, ob es denn sinnvoll ist, seine schönsten oder auch wertvollsten Fotografien auf diesen Social-Media Kanälen zu präsentieren. Die Auflösung in der man die Bilder dort drauf sieht, ist ja eigentlich so klein, dass keines dieser Fotos auch wirklich in gerechter Form präsentiert werden kann. Umso mehr muss man im Prozess darauf achten, dass man die Qualität bei so geringer Auflösung noch stimmt. Am Ende wird dann das Foto meist sowieso am Smartphone angeschaut. In viel kleinerem Format geht ja eigentlich kaum. Wenn man Pech hat, wird es dann noch unerlaubt weiterverwendet.
Da ist es ein Widerspruch, dass wir Fotografen oft nach der bestmöglichen Ausrüstung, dem schärfsten Objektiv und der möglichst grössten Auflösung (Megapixel) sehnen. Dazu nimmt man als Fotograf – wie auch ich als Landschaftsfotograf – häufig einiges in Kauf um überhaupt so ein Foto hinzukriegen. Dem neutralen Betrachter auf den meisten Social Plattformen ist das aber häufig ziemlich egal. Er findet es halt einfach „cool“ und „hipp“ solche superschönen Fotos aus aller Welt anzuschauen. Hauptsache es sieht toll aus und es gefällt. Das nächste Foto ist ja nur ein kleiner Fingerwisch entfernt und das „Like“ für das vorher gemachte Foto dann bereits wieder vergessen..! Ist das wirklich das Wertvollste was man aus tollen Fotografien, teurer Ausrüstung und hohen Aufwendungen anstellen kann? Das sehe ich doch mindestens aus dieser Perspektive sehr kontrovers.
Das „ich-will-auch-dahin-Syndrom“
Etwas was ich immer öfters beobachte, ist wie gross der Einfluss durch das Social Media für den Tourismus sein kann. Durch solche spektakuläre und schöne Fotografien verschiedenster Fotografen aus aller Welt, die dann auf Instagram etc. publiziert wurden, werden viele inspiriert. Das ist grundsätzlich ein schöner Nebeneffekt. Der Tourismus profitiert sogar davon und zählt auf alle solche Gratis-Beiträge die zu Gunsten des Tourismusortes sind. Es gibt aber auch ein anderer Nebeneffekt. So gibt es plötzlich Orte, die von einer Masse an Touristen (Social-Reise-Pilgerer) überrannt werden. In schlimmeren Fällen können mindestens lokal die Menge an Besucher kaum mehr bewältigt werden. Irgendwann leidet eben dann immer die Natur darunter. Eigentlich das worum es ja geht. Denn leider ist es so, dass es fast immer die Menschenmasse ist, welche einer Natur zusätzlichen Schaden zufügen kann.
Ich sehe hier auch auch eine gewisse Mit-Verantwortung von uns (Landschafts)-Fotografen. Ich will damit nicht sagen, deswegen etwas überhaupt nicht zu fotografieren oder gar nicht erst dorthin zu reisen. Wenn es einem gefällt und interessiert, soll man es auch tun. Vielleicht lohnt einfach nur der Gedanke, nicht gleich jedes tolle Foto von jedem noch so schönen Ort auf Social Media und vor allem immer schnellstmöglich zu zeigen.
Verantwortung der „Social-Influencer“
Von meinen vorherigen Gedanken, spreche ich hier dann vor allem auch die sog. Social Influencer an. Das sind inbesondere Personen, die es durch ihre Tätigkeit auf Instagram & Co. geschafft haben so viele Followers zu haben, dass man sie als „Influencer“ bezeichnen kann. Wie gross (qualitativ und quantitativ) der Einfluss dieser Influencer sein kann, ist schwer zu beziffern. In der Schweiz befinden wir uns in einer eher kleinen Masse. Man kann sagen, dass heutzutage gewisse Social-Influencer ein zunehmend wichtiger Faktor der modernen Tourismus-Kommunikation sind und sogar kommerziell gesehen einen gewissen Lebensunterhalt damit verdienen. Ich finde diese Entwicklung schön und bietet diesen erfolgreichen und äusserst aktiven Instagrammern etc. kommerzielle Chancen. Ich persönlich sehe hier eher das Risiko der Schnelllebigen Entwicklung einer solchen Social Plattform von deren man abhängig ist und kaum beeinflussen kann. Am Ende denke ich aber ist es wichtig, egal oder einflussreicher Socializer oder nicht, dass man sich seiner Verantwortung auch bewusst sein sollte und so wertvoll handelt.
Hier gehts übrigens zu einem gerade veröffentlichten Beitrag zu den 20 einflussreichsten Instagrammern der Schweiz.
Oft wird vieles nur über die Quantität bewertet, was aber nicht unbedingt so sein muss. Die Menge an Followers ist noch kein Kriterium der Qualität. Es kann genauso wertvoll sein nur wenige Followers zu haben. Besonders wenn diese Followers stark interagieren und dabei wirkliches Interesse über die Fotos hinaus haben. Denn letztendlich ist eben auch hier vieles käuflich.
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Fazit
Wie man sicher nur schwer bemerken kann, sehe ich das Thema mit dem Umgang von Social Media auch immer häufiger etwas kontrovers. Ich selber benutze es auch und hatte auch schon oft viel Inspiration geholt oder auch schöne Kontakte und sogar Freundschaften geknüpft. Das ist gut so und bin ich sehr froh darüber. Es hat also aus meiner Sicht viel Positives und deshalb werde ich es auch in Zukunft weiterhin bewusst nutzen.
Worum es mir bei dieser Auseinandersetzung des Themas auch geht, ist die Verwendung dieser Kommunikationskanäle einmal aus einer anderen Sicht zu beleuchten. Denn ich denke, es tut in unserer heutigen schnellen und hektischen Zeit auch gut, gewisse Dinge bewusst und etwas entschleudigt zu machen und auch so zu sehen. So ist nicht jedes schöne Foto vom letzten Ausflug möglichst schnell und überall zu zeigen. Letztendlich hängt es aber auch vom persönlichen Ziel ab, welches man mit dem Social Media im Allgemeinen verfolgt. Da gibts viele Wege zum Ziel. Es ist immer gut, wenn man sich seiner Ziele bewusst ist.
Ich für meine Seite, versuche doch auch immer öfter meine Bilder in echt und grösserem Format zu zeigen. Das ist zwar nicht die billigste und bestimmt nicht die schnellste Variante, aber für mich persönlich wie auch für die Fotografie umso wertvoller. In diesem Zusammenhang kann ich nun auch gleich verraten, dass die Bilder, welche ich in Neuseeland gemacht habe, vorerst nirgends auf dem Social Netzwerk oder auch sonstwo gezeigt werden. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt.
Denen, die bis hierhin gelesen haben, danke ich für das Interesse. Selbstverständlich freue ich mich auch wenn ihr weitere Anregungen zu diesem Thema habt. Auch wenn ich etwas ausser Acht gelassen habe, kann das natürlich sein da dieses Thema durchaus unterschiedlich betrachtet werden kann.
Mit besten Grüssen
Pingback: Persönlicher Stil in der Landschaftsfotografie – Oliver Wehrli | 0816fotograf – Landschaftsfotograf Schweiz
Pingback: 0816FOTOGRAFBLOG by Oliver Wehrli PhotographyPersönlicher Stil in der Landschaftsfotografie
Hallo Oliver
Obwohl, oder besser weil du kein „Influencer“ bist, schaue ich in regelmässigen Abständen auf deinem Profil nach was es Neues von dir gibt. Deine Fotos hinterlassen bei mir auch ohne ständige Präsenz auf Social Media Wirkung und das ist was zählt! Toller Blog!
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Hallo Adrian,
Ich bin erfreut von dir zu lesen und danke für dein Feedback. Auch dass du dir meine Fotos/Beiträge ansiehst:). Vielleicht bis bald mal irgendwo… würd mich jedenfalls freuen!
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Lieber Oliver
Herzlichen Dank für den sehr interessanten Denkanstoss. Auf meinen Reisen mit Kunden erlebe ich die Folgen von Social- Media-Hypes immer wieder hautnah.
Dabei habe ich mich schon öfters gefragt, wieso ich das überhaupt noch mache.
Wenn Tausende an den gleichen Ort reisen, leidet alles darunter. Die Natur, die Umwelt und schlussendlich auch die Menschen vor Ort.
Durch die vielen Touristen entsteht eine Gier nach immer mehr, ohne Rücksicht auf Kultur, Umwelt etc.
Und wenn ich ein schönes Bild von einem tollen Ort veröffentliche, den ich lange gesucht habe, dann entsteht nicht etwa eine Diskussion über das Bild selber, sondern es kommt die Frage; wo ist das ??
Um dann schnellstmöglich selber auch dorthin zu gehen.
Und wehe, ich verrate den Ort nicht, dann kommen teilweise Kommentare, die eine anständige Kommunikationskultur gänzlich vermissen lassen.
Auch gibt es mittlerweile Millionen von Bildern von den gleichen Orten, Tieren, Landschaften, was zu einer gewissen Übersättigung und Abstumpfung führt.
Die Flut von Bildern auf allen Kanälen verhindert, dass genügend Aufmerksamkeit für ein einzelnes Foto vorhanden ist.
Will man mit Social Media geschäftlich Erfolg haben, dann ist der Aufwand gigantisch.
Dauernd präsent zu sein und die Leute mit tollen Fotos „Gluschtig“ machen erfordert einiges an Arbeit und Zeit.
Ich selber bevorzuge den persönlichen Kontakt, sei es an Ansstellungen, Vorträgen oder bei Kursen. Da entsteht viel eher etwas tieferes und man lernt sich viel besser kennen.
Liebe Grüsse
Reinhard
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Hallo Reinhard
Herzlichen Dank für dein Interesse an diesem Beitrag und deine Gedanken dazu. Genau die Dinge, welche du nun auch erwähnst sind oftmals schade und könnten auch anders gehen. Das trifft auch wieder etwas der schnelllebige Zeitgeist. Dadurch wird vieles oftmals etwas oberflächlich. Wie du richtig sagst, der Aufwand für einen Social Media Erfolg ist extrem. Genau wie du es machst, bevorzuge ich ebenso den persönlichen Kontakt, egal ob an Ausstellungen, Vorträgen oder anderes. Wenn er dann auch durch Social Media entstanden ist, ist das ebenso schön. Hoffe wir sehen uns bald wieder bei einer dieser Gelegenheiten oder auch anderswie! Liebe Grüsse, Oliver
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Hallo Oliver.
Ich habe mich vor einiger Zeit bewusst entschieden, diese schnellebigen, weil oberflächlichen Plattformen zu ignorieren. Als Privatperson sehe ich ohnehin keinen großen Sinn, permanent irgendwas von sich mitteilen zu müssen. Im kommerziellen Bereich sehe ich das durchaus anders. Da muss Präsenz vorhanden sein.
Freue mich auf weitere Fotos von Dir hier, die ich immer wieder aufrufe und genieße.
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Hallo Detlef,
Vielen Dank für dein Feedback. Ich stimme dir vollkommen zu. Als Privatperson muss man sich schon überlegen wie und ob man diese Plattformen für sich einsetzen will. Das nächste Mal folgen wieder Bilder:). Viele Grüsse, Oliver
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Hallo Oliver,
Ich habe Deinen Beitrag sogar bis zum Schluss gelesen ..😉
Ich war einigermaßen erstaunt, heute von Dir keine Deiner wunderbaren Naturperspektiven zu sehen sondern einfach „nur“ viel Text. Aber ich kann Deine Gedanken wirklich nachvollziehen und kann auch verstehen, warum Du sie Dir überhaupt machst… wieviel bleibt von den „ge-like-ten“ Bildern überhaupt dem Follower wielange im Gedächtnis? Überlege ich als Blogger nicht schon im nächsten Augenblick, welchen Inhalt der nächste Beitrag haben könnte? Mein Töpfern ist z.B. eine ziemlich langwierige Angelegenheit, kein Handwerk für tägliches Bloggen.
Andererseits: Ich muss allerdings (für mich) sagen, dass ich mich oft dabei ertappe, mich selbst zu fragen, ob es Bloggern, denen ich folge, gut geht, nur weil sie nicht in dem Zeitraum schreiben, in dem ich einen Beitrag von ihnen erwarte… weil er bisher immer jeden Tag/ jede Woche etc. kam. Sie fehlen mir dann irgendwie. Das meinst Du sicher mit dem „social“-Effekt…
Vielen Dank für den Gedankenanstoß und viele Grüße. Birgit
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Hallo Birgit,
Erst einmal herzlichen Dank für dein Interesse an diesem Beitrag und dass du ihn gelesen hast:). Das mit deinen Gedanken beim „Bloggen“ ist teilweise bestimmt ähnlich. Ich habe den Blog in diesem Beitrag bewusst nicht erwähnt. Ein Blog ist ja meist in persönlichem Besitz, hingegen diese Social Plattformen nicht. Das ist ein entscheidender Unterschied. Dein genannter „Social-Effekt“ kann ich nachvollziehen und ist auch sehr schön wenn man das so hat. Da denke ich ist eben ein Blog oft nochmals etwas persönlicheres und demzufolge sind diejenigen die dem folgen auch sehr interessiert. Einer der Gründe, weshalb ich den Blog auch sehr gerne habe:). Viele Grüsse, Oliver
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