Das moderne Fotoarchiv

Von mir einige Gedanken auf die fotografierten Inhalte sowie die Art und Weise wie diese fotografiert und damit umbegangen wird.
Analog zu Digital
Der Wechsel von analog zu digital hat zu einer Veränderung in der Nutzung, Verbreitung und Kommunikation von Fotos sowie in der Art und Weise ihrer Herstellung geführt. Die Ära des Web 2.0 ist geprägt von der Explosion von Online-Communities und benutzergenerierten Inhalten. Dies machte es zwar einfacher als je zuvor, die eigene fotografische Arbeit mit vielen Menschen in Verbindung zu bringen, führte aber auch zu einheitlichem Denken. Es wird viel weniger Zeit für Analyse und kritischem Betrachten verbracht und dabei die Speicher zugemüllt.
Fehlender Tiefgang
Die Art und Weise, wie „populäre“ Landschaften fotografiert werden, fehlt es oftmals an Originalität, Kreativität und Tiefe. Es scheint, die Bilder werden so unbewusst gemacht, wie sie konsumiert werden. Die grosse Anzahl von Bildern, die online gesehen wird, sind im Kern Replikationen voneinander. Nebenbei ist ein Anstieg weiterer Phänomene wie z.B. einer Vergötterung von „Influencern“ oder deren Lebensstil zu beobachten. Indem das passiert, verfällt oft unbewusst die eigene Ideologie zum Opfer und letztlich ist das Selbstbewusstsein für Kreativität verloren.
Absurdität der modernen Fotografie
Der Zyklus von Wiederholung in der modernen fotografischen Umgebung nimmt teilweise absurde Formen an. Die Fotografie ist nicht mehr einzig ein Werkzeug, das in erster Linie für den Ausdruck oder die Kommunikation verwendet wird. Es dient heute vielfach als ein Mittel zur Herstellung von Produkten aus Benutzern.
Herzlich,
Oliver
Ciao Oliver
Einerseits gehe ich mit deinen Überlegungen einig, andererseits stört mich der negative Grundton auch etwas. Denn: Dank der Digitalisierung erschliessen sich mir unendlich viele Möglichkeiten, als „Wiedereinsteiger“ auf eine neue Art und Weise in die Landschaftsfotografie einzutauchen. Früher sass ich in Bibliotheken und suchte nach inspirierenden Büchern und Zeitschriften. Die digitale Bearbeitung gibt mir Möglichkeiten in die Hand, von denen ich als gelegentlicher Labornutzer nicht einmal zu träumen wagte.
Ich behaupte mal, dass dank der Digitalisierung für mich das Suchen und finden eigener Wege – abseits der Einheitlichkeit – einfacher geworden ist. Natürlich gibt es den Hype der grossen Masse. Und da sieht man durchaus auch Szenen (wie neulich in der Toscana; war dort bewusst nicht als Fotograf unterwegs), die der Natur schaden, wenn z.B. Instagram-Photographer rücksichtslos in den Feldern rumtrampen und Motive zu Tode fotografieren.
Aber in meiner Wahrnehmung gibt es eine (Natur-) Fotografen-Szene, die dank der Digitalisierung Bilder und Informationen auf eine neue, bereichernde Weise austauscht und untereinander vernetzt ist. Ohne Digitalisierung hätte ich von diesen Bereicherungen nie profitieren können.
Dies nicht im Sinne eines Widerspruchs zu deinen Gedanken, sondern einer Ergänzung durch eine leicht andere Perspektive. Sich über die Knallbunte-Jacke-vor-Island-Wasserfall-Mainstream-Bewegung zu ärgern bringt wohl wenig, weil hier Kräfte im Spiel sind, gegen die ein Auflehnen kaum etwas bringt. Einfach den eigenen Weg gehen …
Herzlichen Gruss und danke für deine anregenden Gedanken!
Mandi
LikeLike
Ciao Mandi,
Erst einmal vielen Dank für das Feedback und die ausführlichen Gedanken die Du dir vom Beitrag gemacht hast. Das freut mich sehr und ich finde deine Gedanken absolut spannend. Natürlich hat der Grundton auch eine gewisse Absicht um das Ganze Thema aus einer kritischen Perspektive darzustellen. Grundsätzlich gehe ich mit dir absolut einig, dass gerade die digitale Fotografie eine Fülle an neuer Möglichkeiten gibt. Auch ich selbst würde sie nicht missen wollen:). Es ging mir mit diesem Beitrag nicht darum, das eine schlechter als das andere zu machen. Es genügt bereits, sich einmal darüber Gedanken zu machen, egal aus welcher Sichtweise man es betrachtet. Herzlichen Dank und weiterhin gut Licht! Viele Grüsse, Oliver
LikeLike