Wandel von digitaler zu analoger Landschaftsfotografie

Die Geschichte

Einige wenige schwören auf analog Fotografie und der Rest verwendet nur Digitalkameras. Es gibt vermutlich nur eine geringe Anzahl, die mit beiden arbeiten. In den letzten Jahren, hat die analoge Fotografie ein kleines nischenhaftes Comeback geliefert. In anderen Regionen dieser Welt beobachte ich immer wieder auch jüngere Landschaftsfotografen, die seit Jahren mit analogem Grossformat arbeiten. Allgemein ist zu beobachten, dass mehr Menschen ihre alten Filmkameras ausgraben, um sie in unserer modernen, fortschrittlichen Welt einzusetzen. Oftmals nur aus Spass, aber manche entdecken da etwas Neues. Warum ist das so? Was hat es mit unserer Leidenschaft für das Analoge auf sich?

Zeit ist ein seltenes Gut geworden. Die sofortige Befriedigung war früher eher ein fremdes Konzept. Die Menschen genossen die Befriedigung, etwas zu erreichen, indem sie Zeit und Mühe investierten.

Für die analoge Fotografie ist es auch wichtig, sich die Zeit zu nehmen, das Bild zu betrachten, darauf zu achten, es im richtigen Winkel im richtigen Licht aufzunehmen und dann zu entwickeln. Nebst diesem Prozess kann das Endprodukt ebenso phänomenal sein.

Natürlich gibt es immer zwei Seiten. Zum Beispiel kann die Digitalfotografie auch eine hohe Lernkurve mitbringen.

Auch ich hatte in den vergangenen rund 10 Jahren so einiges mit der Digitalfotografie machen können. Dabei habe ich mich in Bezug auf Ausrüstung stets mit den aktuellsten Techniken ebenso weiter entwickelt. Das digitale Mittelformat war dann dasjenige, was mich am meisten begeistert und was meinem immer wachsenden Anspruch an ein Bild am ehesten gerecht wird.

Panorama-Fotografie

Damit verbunden kam auch die Panoramafotografie, welche ich unter anderem dank der digitaler Mittelformatkamera neu entdeckte. Ich konnte damit ein Panoramabild im X-Pan Format (65×24 Seitenverhältnis) direkt im Sucher komponieren. Für mich entspricht ein Panoramabild am ehesten meiner Vision, wenn es als einzelnes Bild aufgenommen wird. Bilder zusammensetzen entspricht nicht meiner Philosphie und visuellem Gefallen. Zudem empfand ich für dieses Bildformat eine hohe Anziehung. Es gefällt mir sehr und kommt meinem Auge wie ich die Landschaft sehe sehr nahe. Ich wollte aber statt ein digitaler Beschnitt ein echtes natives Panorama entwickeln. So landete ich beim analogen Ursprung, dem 6×17 Panorama-Bildformat. Nach längerem Überlegen – auch wegen der Investition – wagte ich mich in das Abenteuer mit einer Linhof Technorama 617s III Panoramakamera. Diese verwendet 120er Mittelformat Rollfilm und macht 4 Bilder pro Filmrolle. Obwohl ein Mittelformatfilm verwendet, ist es eigentlich eine Grossformatkamera, da in der Breite 18 cm Filmstreifen belichtet werden. Die Negative oder Dia’s auf dem Leuchtpult von so einem Format zu betrachten ist ein Genuss sondergleichen! Es war der Beginn einer neuen Ära in meiner Fotografie.

Der Prozess

Ich begann schnell, den analogen Prozess zu lieben. Hingegen war die digitale Fotografie ebenso eine unglaubliche Methode, um Fotografie zu lernen. Es liefert sofortiges technisches Feedback, gab mir ein enormes Skillset und die Grundlage, um überhaupt an die analoge Fotografie zu denken. Ich spürte jedoch immer stärker, dass mich die analoge Fotografie stark inspirierte, mehr als alles bisherige.

Für mich fehlte der digitalen Fotografie die Seele, die ich beim analogen Bild sehe.

Die einfache Technik und der ganze Prozess mitsamt der Entschleunigung und Entwicklung kam mir sehr entgegen. Zudem strahlen die Bilder etwas aus, was ich mit einer digitalen Kamera nicht erreiche. Dies ist schwierig technisch zu beschreiben, es ist einfach da – eine gewisse Magie!

Weniger ist mehr

Die analoge Fotografie ist Reduktion auf das Wesentliche – nämlich das Bild zu komponieren und aufzunehmen. Es ist auch ein einzigartiger, durchdachter und langwieriger Prozess, der nicht für jeden geeignet ist. Für mich ist es auch ein bisschen Meditation. Es ist eine Trennung von der Angst, ein Bild zu erzeugen, wenn das Licht fantastisch ist, in dem Wissen, dass man möglicherweise versagt, der Film ruiniert, verloren oder beschädigt werden könnte. Zu Beginn war ich auch etwas nervöser ob alles geklappt hat und habe auch Fehler gemacht. Unterdessen habe ich aber das Vertrauen und mache alles noch durchdachter, geplant und berechnet – denn das braucht es unbedingt! Eine analoge Fotografie in Grossformat ist von Natur aus langsam. Doch das habe nie als Nachteil gesehen. Hingegen ist die Qualität und Erfolgsquote so hoch wie nie zuvor.

4×5″ Grossformat

Vieles ist ein Prozess. Das gilt besonders auch in der Fotografie. So ergänzte ich kürzlich meine Panorama-Kamera mit einer 4×5″ Grossformat (Linhof Technika). Die digitale Fotografie wird nur noch eine Ausnahmeerscheinung sein.

Speziell im Grossformat mit einer 4×5″ ist das Komponieren noch mehr zu einem meditativen Prozess geworden. Denn Grossformatkameras sind umständlich – sie benötigen Zeit zum Einrichten, Komponieren und Fokussieren. Mit dieser Kamera ist kopfüber und seitenverkehrt auf der Mattscheibe und normalerweise unter einem Dunkeltuch zu komponieren. Es braucht also auch da nochmals mehr Zeit. Daraus ist man sich viel mehr den Formen und der kompositorischen Bedeutung bewusst. Im Normalfall entsteht so nur eines oder höchstens zwei Bilder von einem Ort. Bevor der Auslöser betätigt wird, muss alles sehr gut überlegt sein.

Bildlook

Der Bildlook eines analogen Grossformat-Bildes ist vollmundiger. Es wirkt plastischer, was mehr einer dreidimensionalen Wirkung entspricht. Das kann je nach Motiv unterschiedlich auffallen. Am besten aber spätestens in grösserem Format auf Papier ersichtlich.

Die Gesamtheit und Wirkung eines solchen Bildes kommt meiner Art und Weise wie ich ein Bild betrachte und erarbeiten möchte, am besten entgegen.

Dies ist einer der wichtigsten Gründe, wieso ich auf diese Art der analogen Fotografie setze.

Druck

Ich bin ein grosser Befürworter des Druckens und immer wieder erstaunt, wieviele Leute sich viel Zeit für die Fotografie nehmen und einiges an Bilder produzieren, aber dabei kaum je eines drucken! Wenn ein Foto nie grösser gesehen wird, als das, was auf einem Computerbildschirm sichtbar ist, warum dann das Foto machen? Meiner Meinung nach ist ein Druck nur der letzte Prozess der Erstellung eines Fotos, und wenn man diesen Schritt nicht macht, beschränkt man sich als Künstler.

Ich drucke von digitalen Daten wie auch von analogen. Der Unterschied ist einzig, dass ein grossformatiges analog Bild mehr Charakter und Leben hat. Warum? Erstens gibt es eine bestimmte Art und Weise, wie Film Farbe wiedergibt, von der ich denke, dass sie immer einen Vorteil hat. Insbesondere bei subtilen Farben. Zweitens sind die Daten weicher (softer). Es ist wie malen mit Licht. An einem bestimmten Punkt beginnen manche Ausdrucke einer Digitalkamera zu zerfallen, pixelig oder sogar überschärft zu wirken. Die erwähnte Weichheit ist kaum produzierbar. Wer einmal die Unterschiede in einem Fine Art Print sieht, wird dem zustimmen.

Auflösung

Eine der grössten Fragen, die sich in diesem Argument stellt, ist der Vergleich der Auflösung. Wie sieht eine Filmrolle im Vergleich zu einem digitalen Sensor aus? Jeder Fotograf beider Disziplinen will, dass sein Bild scharf, hochauflösend und hochwertig ist. Digitale Sensoren messen ihre Auflösung in der Anzahl der Pixel, die sie aufnehmen. Der Film verwendet keine Pixel, ausser bei der Digitalisierung. Arbeitet man in Bereichen, die ein hochauflösendes Bild erfordert, ist Mittel- oder Grossformat immer von Vorteil. Diese Grössen sind nicht 35mm wie das Kleinbild, sondern einiges grösser. Das Mittelformat kann satte 18 cm x 6 cm (andere Möglichkeiten sind 6 cm x 4,5 cm, 6 cm x 6 cm und 6 cm x 7 cm) und das Grossformat 4″ x 5″ (10,16 cm x 12,7 cm) oder mit 8 x 10″ noch grösser erreichen. Die Basis ist also eine ganz andere.

Das Ergebnis?

Die Filmkamera (vermutlich 35mm Kleinbild), die der Vater weitergegeben hat, wird die modernen Digitalkamera nicht übertreffen. Eine Mittel- oder Grossformatkamera wird sie jedoch übertreffen. Auf der anderen Seite zählen Bildqualität, Auflösung und vieles mehr nur dann wirklich, wenn die Bilder in grossen Formaten gedruckt oder einen gewissen Look damit erzielt werden soll.

Fazit

Also wenn du dich jetzt fragst: „Warum?“ Warum sollte man analog fotografieren? Ist es ein bestimmter Look, den du in deinen Bildern anstrebst? Ist es, weil du ein besserer Fotograf sein willst? Oder willst du nur eine Herausforderung? Oder willst du einfach nur cool auf Instagram sein? Meine Antwort:

Analoge Fotografie widerspiegelt am besten meine Philosophie in der Fotografie: Als Kunstform!

Herzlich, Oliver

_______________